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Für ein Land in dem für immer Frühling ist (Teil I)

22 Strategien, wie sich Diversity Manager*innen für den Schutz der Demokratie einsetzen können - denn ohne Demokratie keine Vielfalt!

Es wird Frühling. Und bei den milden Temperaturen, dem ersten Eis in der Hand und den Ohrwurm von Soffie im Ohr könnte man kurz denken, alles sei gut. Aber wir wissen, dass dem nicht so ist. Die Demokratie und damit das Fundament für Vielfalt, Freiheit und ein friedliches Miteinander ist ernsthaft in Gefahr und wenn es schlecht läuft, können wir gar nicht so schnell schauen wie sie vaporisiert wird - durch rechtsextreme Rassist*innen mit ihren völkischen Ideologien, ihrer schamlosen Desinformations-Maschinerie und konservativen Politiker*innen, die ernsthaft meinen, die AfD ließe sich „inhaltlich entzaubern“ und gleichzeitig unkritisch-verantwortungslos ein rechtsextremes Narrativ nach dem anderen bedienen.

Ein paar Wochen nach dem Correctiv-Schock verblasst die Empörung langsam, die Demofrequenz nimmt  ab und mit ihr die Anfangseuphorie, getragen von einem wiedererstarkten Gefühl von Selbstwirksamkeit und der Hoffnung, dem Rechtsruck tatsächlich etwas entgegensetzen zu können. Aber was kommt danach? Und überhaupt reicht der Demo-Besuch ja nicht aus und verändert noch kein Wahlverhalten, zumindest nicht bei einer ausreichenden Menge an Menschen.

Deshalb haben wir uns Gedanken gemacht. Wie es gelingen kann, die vielleicht bald schon wieder schweigende Mehrheit nachhaltig zu mobilisieren, das Momentum aufrecht zu erhalten und den Veränderungswillen bis zu den nächsten Wahlen und darüber hinaus zu bewahren.

Unsere freiheitlich demokratische Grundordnung ist darauf ausgelegt, eine pluralistische und vielfältige Gesellschaft zu ermöglichen. Wer diese nicht will, weil sie dem eigenen Weltbild nicht entspricht, muss in der Konsequenz die Verfassung beschneiden, um dieses Nebeneinanderbestehen von Werten, Ideen, Lebensweisen und Identitäten zurückdrängen zu können. Diversity Manager*innen sind demnach auch und ganz besonders Demokratie-Beauftragte (wie wir alle), und die Verantwortung für Diversity geht auch mit der Verpflichtung einher, Maßnahmen zum Schutz der Demokratie zu ergreifen, wenn diese beschädigt zu werden droht.

Wie Ihr, liebe Diversity Manager*innen, Beauftrage für Chancengleichheit oder Gleichstellungsbeauftragte, Eure Position für diese Aufgabe nutzen könnt, haben wir in dem folgenden Blogbeitrag zusammengetragen. Der Text wurde viel zu lang und ist eigentlich eine unzumutbare To-Do-Liste für alle, die als Einzelkämpfer*innen oder in kleinen Teams unterwegs sind und ohnehin zu wenig Ressourcen haben für die Aufgaben, die dieses große und komplexe Thema mit sich bringt. Aber es ist zu wichtig, um sich dafür von Schreibkonventionen einengen zu lassen. Es ist zu wichtig, als dass es nicht auf Eurer Prio-Liste ganz weit nach oben rücken sollte, um alle Energien darauf zu richten, dass sich in den nächsten Monaten noch mehr bewegt – im Kleinen wie im Großen. Fühlt Euch bitte, jede*r Einzelne, verantwortlich! Wenn wir alle nur zusehen, haben Demokratiefeind*innen allzu leichtes Spiel.

So gut wir können, unterstützen wir Euch dabei. Denn wir träumen von einem Land in dem für IMMER Frühling ist.

Da wir unter unseren Blogbeiträgen keine Kommentarmöglichkeit zur Verfügung stellen, teilt Eure eigenen Strategien gerne unter unserem LinkedIn-Post dazu und vernetzt Euch mit anderen.

UNSERE IDEEN IM ÜBERBLICK
1. Klärt auf über das Wesen der Demokratie
2. Nehmt die menschenverachtenden Pläne der #NoAfD auseinander
3. Teilt Wissen über Desinformation
4. Gebt Euren Kolleg*innen starke Stimmen
5. Empowert Eure Belegschaften
6. Regt zur Vernetzung an
7. Liefert entlarvende Argumente
8. Setzt als Unternehmen Zeichen
9. Nutzt den Diversity Tag 2024
10. Macht Engagement leicht
11. Unterstützt lokale Initiativen
12. Werbt für die Unterstützung demokratiefördernder Strukturen
13. Zeigt auf, was noch alles geht
14. Haltet die Aufmerksamkeit hoch
15. Nutzt Social Media aktiv und bewusst
16. Regt zum kritischen Widerspruch an
17. Stärkt Eure Führungskräfte
18. Schafft Euch einen Informationsvorsprung
19. Öffnet Türen zurück in die Welt
20. Vernetzt Euch selbst
21. Schafft Sichtbarkeit für Betroffene
22. Werbt für's Wählen gehen


1. Klärt auf über das Wesen der Demokratie

Der Verfassungsrechtler Carlo Schmid, einer der Mitverfasser des Grundgesetzes, hat im September 1948 gesagt:

„Demokratie ist nur dort mehr als ein Produkt einer bloßen Zweckmäßigkeitsentscheidung, wo man den Mut hat, an sie als etwas für die Würde des Menschen Notwendiges zu glauben. Wenn man aber diesen Mut hat, dann muss man auch den Mut zur Intoleranz denen gegenüber aufbringen, die die Demokratie gebrauchen wollen, um sie umzubringen.“

Die Diskussionen rund um das mögliche Verfahren zur Prüfung eines AfD-Verbots zeigen, dass viele das Wesen der Demokratie missverstehen. Meinungsfreiheit bedeutet nicht, dass Verfassungsfeindlichkeit geduldet werden muss und Sicherheitsmechanismen wie die Prüfung eines Parteiverbots machen die Demokratie zu einem zahnlosen Tiger, wenn sie nicht angewendet werden. Natürlich würde ein solcher Prozess nicht unwidersprochen hingenommen werden. Aber alles, was die AfD anrichten will, ist schlimmer als das, was ein Verbotsverfahren auslösen könnte.

Was mit einer Demokratie passiert, die sich nicht wehrt, hat „Die Anstalt“ 10. Oktober 2023 nur allzu plastisch vor Augen geführt. Sie zeigt, auf Basis der verfassungsrechtlichen Simulationen des Verfassungsblogs, dass die AfD völlig verfassungskonform das Bundesverfassungsgericht und damit die Gewaltenteilung als wichtigsten Kontrollmechanismus aushebeln könnte, sollte sie bei der Bundestagswahl mit einfacher Mehrheit in den Bundestag einziehen. Auch ein weiterer Blogbeitrag zur Rolle der*s zukünftigen Landtagspräsidenten*in im Rahmen eines juristischen Forschungsprojektes deckt auf, wie leicht es wäre, trotz der Ablehnung der demokratischen Parteien, einen AfD-Ministerpräsidenten durchzusetzen, wenn die AfD in Thüringen stärkste Kraft würde. Es braucht daher auch in den Unternehmen mehr politische Bildung und Aufklärung über institutionelle Schwachstellen des Grundgesetzes, um die Demokratie argumentativ verteidigen zu können.   

Deswegen: Vermittelt gut recherchierte Informationen dazu, wie Demokratie funktioniert. Was sie wehrhaft macht, wieso die Verfassung Sicherheitsmechanismen eingebaut hat, die sie gegen Verfassungsfeinde schützen soll, was die Urheber der Verfassung bezwecken wollten und welche Lehren sie aus den Erfahrungen von 1933 gezogen haben. Ein besseres Demokratieverständnis brauchen alle im Unternehmen – von der CEO bis hin zu den Azubis. Bietet Factsheets, Intranet-Artikel, Lunch & Learns, Impulsvorträge, Workshops, Teamgespräche – das ist die Basis für alles Weitere.

„Es braucht die gesamtgesellschaftliche Erkenntnis, dass Demokratie etwas ist, was wir alle gemeinsam schützen müssen.“ Nicole Broder, Pädagogische Leitung Bildungsstätte Anne Frank

 
2. Nehmt die menschenverachtenden Pläne der #NoAfD auseinander

Dass immer noch kontrovers diskutiert wird, ob die Prüfung eines AfD-Verbotsverfahrens eingeleitet werden sollte und sich auch die Empörung über ihre Positionen jenseits der Pläne zur Deportation von – willkürlich – als Nicht-Deutsch-angesehenen Menschen bislang in Grenzen hält, liegt vermutlich aber auch an dem, was Nicole Broder, Pädagogische Leitung der Bildungsstätte Anne Frank, beschreibt: „Ein breites bürgerliches Lager hat nicht verstanden und versteht zum Teil bis jetzt nicht, dass die AfD eine rechtsextreme Partei ist.“

Dabei reicht eigentlich schon der Blick ins Parteiprogramm, um zu verstehen, wie die AfD Deutschland verändern will: Frauen werden, ganz im Sinne ihres völkischen Antifeminismus, zurück in ihre Rolle als Mutter und Hausfrau gedrängt, das Recht auf Schwangerschaftsabbruch soll weitgehend eingeschränkt werden, sie ist gegen die Verankerung des Schutzes von Kinderrechten im Grundgesetz, ihre Steuerplänen würden massiv zu einer weiter steigenden Ungleichheit und sozialen Spaltung in Deutschland beitragen – anders als sie sich nach außen darstellt ist sie eine Partei der Besserverdienenden -, ihre Arbeitsmarktpolitik würde die Situation von Beschäftigten kein Stück verbessern und auch sonst ist das Parteiprogramm ein „mit Rassismus, Frauenfeindlichkeit und Hass auf Minderheiten gespicktes Sammelsurium der Ausgrenzung und Spaltung“. Monitor, das Politikmagazin des WDR, hat diese düsteren Aussichten in einer mit Hilfe von Chat GPT verfassten Dystopie leider sehr anschaulich auf den Punkt gebracht.

Um sich von Chiffren und Euphemismen wie „Remigration“ nicht mehr blenden zu lassen, hilft auch ein besseres Verständnis dafür, wo die AfD ideologisch herkommt. Die Ideengeschichte der ethnisch-völkischen AfD-Denke nachvollziehen zu können, macht ihre Aktionen leichter durchschaubar und gleichzeitig vorhersehbar. Wer versteht, wo die gedanklichen Ursprünge von Antisemitismus und Rassismus liegen, wer versteht, dass es in der Geschichte trotz unzähliger „Erklärungsversuche“ von Philosophen, Wissenschaftlern und Geistlichen (ja, primär Männer!) keinen einzigen Beweis für die Ungleichwertigkeit aufgrund von Religion, Hautfarbe oder zugeschriebener kultureller Zugehörigkeit gibt, sondern dass das nur eine haltlose, wirre Idee ist, die aber genau so den Kern des Parteiprogramms der AfD ausmacht, kann ihre Gefährlichkeit viel besser verstehen und einordnen.

Deswegen: Erklärt! Selbst oder mit Hilfe von Expert*innen. Die Correctiv-Recherche hat der AfD die Maske vom Gesicht gerissen und das hat bei Einigen zu einem Umdenken geführt. Damit müssen wir weitermachen! Macht Euch die Mühe, diese komplexen Inhalte anschaulich aufzubereiten, in Gesprächsrunden, mit Plakataktionen, auf Infoscreens – es wird sich lohnen! Denn aufgeklärte Kolleg*innen werden leichter zu Mitstreiter*innen.

 
3. Teilt Wissen über Desinformation

Es wäre ein Kampf gegen Windmühlen, wenn Ihr im Unternehmen aufklärt aber die Mitarbeitenden draußen von der nächste Fake-News-Welle mitgerissen werden. Befasst man sich näher mit dem Thema Desinformation, wird schnell deutlich, wie groß der Einfluss von Medien – den sozialen wie die etablierten – darauf ist, wie leicht sich durch versehentliche Verbreitung, schlechtes journalistisches Handwerk oder gezielte Streuung von Desinformation gesellschaftlich Stimmung machen und die Grenzen des Sag- und Denkbaren verschieben lassen. Deswegen liegt einer der größten Hebel vermutlich darin, Desinformation das Wasser abzugraben, indem möglichst viele die Mechanismen dahinter verstehen.

Schafft Formate, in denen ihr ...

a) ... die Psychologie hinter Desinformation analysiert: Menschen fallen auf Fake News herein, weil sie sie für wahr halten. Und Menschen halten etwas eher für wahr, wenn es in ihr Weltbild passt. Unconsious Biases wie der Bestätigungsfehler lassen uns dazu tendieren, Informationen, die unseren bisherigen Überzeugungen widersprechen, auszublenden oder weniger Gewicht zu schenken. „Wenn Du einer Ideologie anhängst, die Wissenschaft ablehnt, und deren zentrale Thesen zum Beispiel über ‚Rassen‘, Migration und Klima einfach längst widerlegt sind und mit der Realität kollidieren, brauchst Du Desinfomation und Propaganda wie die Luft zum Atmen.“ (Thomas Laschyk, Gründer des Desinformations-Blogs Volksverpetzer).

b) ... zentrale populistische und rechtsextreme Narrative erklärt, um sie leicht erkennbar zu machen, denn es ist schlicht nicht möglich, jede einzelne Fake News mit einem Faktencheck zu entkräften: Erklärt, wie Populist*innen komplexe Probleme irreführend vereinfachen und mit einem spalterischen „Wir gegen Die“ die Basis dafür legen, in den „Anderen“ immer die Schuldigen finden zu können. Zeigt auf, wie Täter-Opfer-Umkehr funktioniert. Entlarvt, wie häufig das Märchen von den „bösen mächtigen Medien“ Hass und Misstrauen schürt und regelmäßig für den Versuch der Opfer-Inszenierung missbraucht wird. Nehmt die Geschichte „Bis 2015 war alles gut, danach kamen die Flüchtlinge und danach wurde alles schlecht“ auseinander und zeichnet differenzierte Bilder. Öffnet die Augen dafür, wie geschichtliche Ereignisse sprachlich verdreht oder relativiert werden, um die eigene politische Agenda salonfähig zu machen. Deckt die unwürdigen Motive und die Ideologien dahinter auf, um Eure Kolleg*innen zu befähigen, Desinformation leichter zu erkennen, ihr Agenda-Setting nicht mitzumachen und sie nicht mehr weiter zu verbreiten oder wirksam widerlegen zu können. Oder stattdessen einfach mal auf die positiven Themen ohne Empörungsgehalt zu fokussieren.

c) ... vermittelt, weshalb die etablierten Medien ein Teil des Problems sind, sofern sie Desinformation durch ihre Wiederholung ungewollt verstärken, selbst bei dem Versuch sie zu widerlegen. Weshalb sie die Meinungsbildung verzerren, sofern sie rechtsextremen und populistischen Positionen als Minderheitenmeinungen überproportional viel Raum und Sendezeit geben (die so genannte false balance). Ja, guter Journalismus sollte alle Seiten beleuchten, aber das heißt nicht, dass, um diesem Anliegen nachzukommen, Menschen, die rechtstreme Positionen vertreten, in Talkshows eingeladen werden müssen, wo ihnen meist unzureichend widersprochen wird und sie so ihre Positionen normalisieren können. So gibt es etwa in Wallonien (Belgien) seit den 1990ern einen Pakt unter Medienschaffenden, den „cordon sanitaire médiatique“ (ein „medialer Sperrgürtel“): Menschen, die rassistischen, demokratiefeindlichen Gruppen nahestehen, werden nicht live interviewt, kontextlos zitiert oder in Talkshows eingeladen. Laut Politologin Léonie de Jonge ein wichtiger Grund, warum es dort bislang keine starke rechtspopulistische Partei gibt. Man kann Talkshows durch Abschalten auch Quote entziehen, wenn Vertreter*innen rechter Parteien dort eingeladen werden ....

Kratzt notfalls Euer letztes Budget zusammen und organisiert Vorträge von Expert*innen zu diesem Thema, beispielsweise wie Eltern, Großeltern, Tanten, Onkel, ... ihre Kinder davor schützen können, auf Tiktok radikalisiert zu werden, startet einen Wettbewerb zum Desinformations-Debunking auf Eurem Unternehmensblog und verlost als Anreiz oder auch einfach so das Buch „Werbung für die Wahrheit“, erstellt Factsheets zu den perfidesten Desinformations-Strategien oder nutzt zumindest Eure Reichweite, um die Social-Media-Kanäle von Volksverpetzer oder Correctiv oder die Arbeit von Übermedien vorzustellen.

Schließlich: geht auf Eure interne und externe Kommunikation zu, tauscht Euch aus, gebt Infos weiter und erarbeitet Aktionspläne. Denn dort braucht oder gibt es vielleicht schon besondere Expertise dazu, wie mit Desinformation in Unternehmensmedien umzugehen ist. Wie sieht eine gute Reaktion zu einem ideologisch motivierten, trans*feindlichen Kommentar unter einem Beitrag auf dem Unternehmensblog zum CSD aus? Wie antwortet man auf LinkedIn, wenn ein Kommentar Inhalte wiedergibt, die den Klimawandel leugnen – und zwar ohne die dahinterliegenden Narrative zu verstärken und die Desinformation damit noch stärker in den Köpfen aller zu verankern? Denn wie wir aus der Kognitionspsychologie wissen: Wir neigen dazu, Dingen eher Glauben zu schenken, je öfter wir sie hören.

 
4. Gebt Euren Kolleg*innen starke Stimmen

Der Eindruck des Schweigens der Mehrheit entsteht auch, wenn keine Möglichkeit (mehr) besteht, die eigene Haltung sichtbar kundzutun, weil beispielsweise gerade keine Demos mehr organisiert werden. Aus der Protestforschung gibt es jedoch Hinweise, dass es Sichtbarkeit und starke Zeichen braucht, um Diskurse zu beeinflussen und politische Veränderung zu bewirken. Erst dadurch mobilisiert ein „moral shock“ über eine Entwicklung oder ein Ereignis, wie das von Correctiv aufgedeckte Geheimtreffen in Potsdam, die Menschen und stärkt damit auch die eigene Selbstwirksamkeit.
Stattet Eure Kolleg*innen daher mit weiteren Ressourcen aus, die es ihnen leicht machen, ihre Haltung sichtbar zu zeigen: Stofftaschen, T-Shirts, Aufkleber für den Laptop die Bürotür, für’s Auto, für’s Fahrrad, Buttons für den Rucksack, Hintergründe für Videokonferenzen, LinkedIn-Banner, Mail-Signaturen mit #niewiederistjetzt, #WirSindDieBrandmauer #VielfaltBrauchtDemokratie oder anderen, sich positiv für die Demokratie aussprechenden Statements – es muss ja nicht gleich das „FCK AFD“-Shirt sein, das Rapper Bausa in der Gameshow „Schlag den Star“ zur besten Sendezeit trug und damit sehr viel positive Zustimmung erhalten hat...

Wenn ihr dem Ganzen noch mehr Reichweite und Sichtbarkeit verschaffen wollt, organisiert Ihr eine Aktion, bei der sich Eure Mitarbeitenden mit dem Hashtag #TeamDemokratie in einer Fotobox fotografieren lassen können und postet eine Collage davon auf Euren Social-Media-Kanälen, grabt ein bisschen Marketing-Budget ab und lasst einen riesigen Banner davon drucken, den Ihr gut sichtbar für die Stadtgesellschaft an der Außenfassade Eures Firmengebäudes aufhängt oder was Euch sonst noch möglich scheint.

Diese Sichtbarkeit ist deswegen so wichtig, weil sie auf die sozialen Normen einzahlt. Dabei handelt es sich um all das, was Menschen in einer Gesellschaft großteils übereinstimmend denken, fühlen und voneinander erwarten. Kurz gesagt wäre ein „Sorry, aber das kannst Du echt nicht bringen!“ als Reaktion auf ein Verhalten Ausdruck einer bestimmten sozialen Norm und dessen, was als angemessen gilt oder eben jenseits der Norm liegt.

Laut Pia Lamberty, einer Sozialpsychologin, die zu Verschwörungserzählungen forscht, hat sich die Soziale Norm, dass Rechtsextremismus immer gefährlich ist und so weit wie möglich eingeschränkt gehört, mittlerweile verschoben. Nicht nur in unserer Gesellschaft, auch global ist er akzeptierter. Sie schreibt „Die soziale Norm muss wieder zurückgeschoben werden“ – durch Widerspruch, Sichtbarmachen, Poster, Plakate, T-Shirts... Je sichtbarer die Norm, desto stärker ist der Effekt.“

Das unterstreichen auch mehrere Studien, die sich mit den Wirkungen der Proteste gegen Rechtsextremismus in anderen Ländern befassen. "‘Vor allem finden wir suggestive Hinweise darauf, dass die Zahl der Teilnehmer an den Protesten eine soziale Norm unterstreicht, wonach die Stimmabgabe für die extreme Rechte gesellschaftlich unerwünscht ist.‘ Umgangssprachlich könnte man das auch so formulieren: Je größer die Menge der Protestierenden in einer Umgebung ist und je stärker sie die Mehrheit der Bevölkerung zu repräsentieren scheint, desto mehr stellen sich Menschen, die von dieser ‚Norm‘ abweichen, die Frage, ob sie vielleicht nicht doch lieber wieder ‚zu den mehreren‘ gehören wollen.“

Außerdem zeigen Studien aus den USA, dass die Politik den Anteil von Konservativen in der Bevölkerung deutlich überschätzt, weil Konservative häufiger Kontakt suchen – auch zu anderen, die nicht die gleichen politischen Ansichten teilen. Dana Buchzik, Journalistin und Autorin des Ratgebers „Warum wir Familie und Freunde an radikale Ideologien verlieren – und wie wir sie zurückholen können“ kommt zu dem Schluss „Wir müssen uns die gleiche Attitüde aneignen: „Wir sind wichtig, wir müssen gehört werden – und zwar jetzt!“

Also: Vermittelt die Botschaft, dass wir keineswegs in der Rolle von Bittstellenden sind. Wir brauchen mehr von der Haltung, dass wir Verteidiger*innen und Sprachrohr der Demokratie sind und unser Anliegen ein verdammt Wichtiges ist!

 
5. Empowert Eure Belegschaften

Werdet aktiv gegen die Ratlosigkeit: Viele wollen etwas tun, erleben teilweise auch Radikalisierung in ihrem eigenen Umfeld, aber wissen nicht, wie sie dem begegnen sollen. Wissen vermitteln ist dabei der eine Schritt. Zu erkennen, dass man nicht alleine ist mit den eigenen Sorgen, Gedanken und Zweifeln vielleicht aber der andere und vor allem der, der zuerst gegangen werden müsste. Menschen zusammenbringen ist daher die Devise, und Austausch ermöglichen.

Vielleicht organisiert Ihr dafür Aktionstage zur Demokratieförderung in Eurer Organisation, ganz oldschool in Präsenz, mit Talkrunden, Vorträgen, Workshops, Ideenwerkstätten. Versucht, ein Gemeinschaftsgefühl all derer zu schaffen, die sich ansonsten vielleicht alleine fühlen, stärkt sie, regt sie zum Austausch und zum Zusammenschluss an und schafft den Rahmen, um gemeinsam etwas entstehen zu lassen – vielleicht ist es ein Stammtisch oder Coffee-Talk, um Erfahrungen beispielsweise von Demobesuchen zu teilen, ein monatlicher Teams-Call, der gemeinsame Stadtspaziergang zum Entfernen von Aufklebern mit rechten Parolen, eine kleine Workshop-Reihe von Mitarbeitenden für Mitarbeitende, eine Beratungs- oder Anlaufstelle für Mitarbeitende, die demokratiefeindliche Aussagen in ihren Teams wahrnehmen und Unterstützung für den Umgang damit suchen, Konfliktlösungstrainings für den konstruktiven Umgang mit Meinungsverschiedenheiten – eben genau das, was sich im Austausch als hilfreich nötig für die Menschen in Eurer Belegschaft herausstellt.

 
6. Regt zur Vernetzung an

Es gibt wirklich viel zu tun – dafür braucht Ihr Mitstreiter*innen! Außerdem gibt es vermutlich viele, die gerne etwas tun würden, aber nicht so richtig wissen wie, außer auf Demos zu gehen. Ladet dazu ein, ein Mitarbeitenden-Netzwerk Gegen Rechtsextremismus zu gründen, das sich mit Demokratieförderung und Aufklärung auseinandersetzt, Informationen bündelt und Aktionen organisiert. Außerdem kann sich das Netzwerk weiteren lokalen Bündnissen und Initiativen anschließen, von deren Erfahrungen profitieren und sie gleichzeitig selbst promoten, um gemeinsam noch mehr Impact zu erzielen.

Aber legt Wert darauf – wie bei allen Netzwerken im Kontext von Diversity, dass das Netzwerk über Ressourcen verfügt, die Mitglieder Know-how zum Thema aufbauen können und das Netzwerk einflussreiche Sponsor*innen findet.

Für das Diversity Management ist das vielleicht sogar eine Chance, Mitstreiter*innen zu gewinnen, die bislang vielleicht noch keinen starken Bezug zum Thema hatten.

 
7. Liefert entlarvende Argumente

In unserer Beratungsarbeit zu Diversity Management haben wir immer wieder die Erfahrung gemacht, dass Menschen den konkreten Bezug zum eigenen Arbeitskontext benötigen, um die Relevanz des Themas adäquat einschätzen zu können. Insofern führt vermutlich kein Weg daran vorbei, sich die Mühe zu machen, einmal durchzuspielen, welche Konsequenzen ein Machtzuwachs der AfD für das eigene Unternehmen ganz konkret hätte.

Vielleicht habt Ihr die Ressourcen für eine interne Posterkampagne, die plakativ aber gut rechercheriert und mit fundierten Argumenten, die nicht leicht auszuhebeln sind, aufzeigt, weshalb Euer Unternehmen auf Fachkräfte mit Migrationsgeschichte und weitere Zuwanderung aus dem Ausland angewiesen ist. Zeigt klar auf, was es für die eigene Belegschaft bedeuten würde, sollte die AfD ihre Deportationspläne durchsetzen können. Wer wäre alles nicht mehr da? Was würde nicht mehr funktionieren? Vielen ist nicht klar, dass selbst ohne die AfD an der Regierung das eigene Unternehmen aufgrund des demografischen Wandels, dem baldigen Ausscheiden vieler Baby-Boomer und dem Wettbewerb um Fachkräfte mit anderen Unternehmen auf ausländische Expertise angewiesen ist. Was würde es für Produktivität, Umsatzpotenzial und Wettbewerbsfähigkeit Eurer Organisation bedeuten, wenn noch die „wirtschaftspolitischen Wahnideen“ der AfD dazukämen? Letztlich könnt Ihr auch den Diversity Management Business Case ausbreiten – rückwärts gedacht. Also was passiert, wenn Vielfalt plötzlich fehlt?

Und wenn Euch Zeit und Budget für größere Kampagnen fehlten, spült wenigstens auch hier wieder Informationen und Wissen in die Organisation und teil Artikel wie diesen hier von Marcel Fratzscher. Damit könntet Ihr auch aufzeigen, was die AfD nicht nur für Euer Unternehmen selbst sondern auch die Wirtschaft als Ganzes bedeuten würde und seid dabei möglichst klar und bringt die Zusammenhänge auf den Punkt. Christian Stöcker hat es in seiner absolut lesenswerten Spiegel-Kolumne sehr treffend formuliert: „Die Abschiebungsphantasien, die in diesen Kreisen als Utopie gehandelt werden, sind nicht nur menschenverachtend, sondern auch irrational: Ein Viertel der deutschen Bevölkerung hat einen Migrationshintergrund. Setzten sich die Rechtsextremen mit ihren rassistischen und völkischen Ideen durch, bräche dieses Land zusammen. Rassismus ist keine begründbare Position, er ist emotional und irrational. Ein ‚arisches‘ Deutschland gab es nie, kann und wird es nie geben.“

Die mediale Dominanz der AfD-Positionen vor allem im Kontext von Zuwanderung richtet bereits schon heute Schaden an. Globale Unternehmen stellen Investitionen infrage, und die Beliebtheit Deutschlands bei ausländischen Fach- und Arbeitskräften geht deutlich zurück – dabei war sie ohnehin noch nie sonderlich groß. Das verringert die Attraktivität, in Deutschland zu arbeiten, schwächt die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Unternehmen und gefährdet damit auch Arbeitsplätze.

Die AfD würde außerdem den Austritt aus der EU anstreben und dass das volkswirtschaftlich fatal wäre, zeigen die Folgen des Brexits in Großbritannien mehr als deutlich. Als es dort um die Abstimmung ging, waren die Unternehmen jedoch viel zu leise. Sensibilisiert also auch – erneut – Euer Top-Management dafür, dass es unmissverständlich Haltung zeigen und sich positionieren muss.

 
8. Setzt als Unternehmen Zeichen

Glücklicherweise haben die ersten Social Media Posts nach den Veröffentlichungen von Correctiv nicht lange auf sich warten lassen und es waren sehr viele inspirierende, auch erkennbar persönliche Worte von Top-Manager*innen und Unternehmensvertretungen zu lesen. Die Feeds waren geflutet von Demo-Selfies und ganz sicher hat das Vorbild vieler Vorständinnen oder Geschäftsführer dazu geführt, dass ihre Mitarbeitenden selbst mutiger wurden, Gesicht zu zeigen beziehungsweise nachdrücklich vermittelt, dass es keine Bagatelle ist, aus Protest bei der nächsten Wahl das Kreuz bei der AfD zu machen.

Allerdings rutschen Postings und Stellungnahmen im Feed schnell nach hinten, verblassen im täglichen Informationsgrundrauschen – und schon ist die Aufmerksamkeit wieder bei anderen Themen. Zwar war die Correctiv-Recherche offenbar endlich der hinreichend bedeutsame Anlass, um die eigene Haltung öffentlich zu kommunizieren. Die daraus freigesetzte Empörung und der Augenöffnungseffekt nutzen sich aber schnell ab. Dabei gäbe es viele weitere Aufreger, um immer wieder einen Anlass für die Kommunikation zu finden – nach innen und nach außen. Die AfD beschäftigt mehr als 100 Rechtsextreme im Bundestag? Das Oberverwaltungsgericht NRW in Münster muss ihr Urteil über die die Einstufung der AfD als rechtsextremer Verdachtsfall vertagen, weil die AfD mit dem Ziel, die staatlichen Institutionen zu delegitimieren, den Prozess verschleppt? Sprecht anlässlich solcher Nachrichten immer mit mit Eurem Top-Management, lasst Euch das Go für weitere Aktionen geben, holt weitere O-Töne ein und werbt dafür, weiter laut zu bleiben.

Reinhold Würth, erfolgreicher Unternehmer und Inhaber des gleichnamigen Handelsunternehmens für Montage- und Befestigungsmaterial, macht vor, wie ein klares Bekenntnis aussehen kann, wenn man es ernst meint. Ein Schreiben an 25.000 Beschäftigte vom obersten Chef, in dem er mit deutlichen Worten vor der AfD warnt und sich dafür ausspricht, die Demokratie zu verteidigen - ganz sicher wirkt eine solche Geste nicht nur in Familienunternehmen, wo Stimmen des Inhabers oft noch ein besonderes Gewicht und eine gewisse Autorität haben.

Deswegen, liebe Diversity Manager*innen: Dream Big! Warum sollte eine ähnliche Aktion wie bei Würth nicht auch bei Euch möglich sein? Geht auf Euer Top-Management zu, erklärt die Bedeutung sozialer Normen und wie wichtig es ist, dass diese auch in den Unternehmen klar und deutlich sichtbar werden. Dass Führungskräfte und Mitarbeitende erkennen können müssen, was Menschen, die ihnen auch sonst als Orientierung dienen, erwarten und wofür sie einstehen. Und wenn es nicht der Brief an alle ist, sind es vielleicht Dialogformate, Kaminabende, Gesprächsrunden in der Kantine, über die auch die Fürsorge für diejenigen deutlich wird, die mit sich hadern und in wirtschaftlich schweren Zeiten echte Sorgen haben.

Sobald die Haltung der Führungsebene kommuniziert ist, lassen sich auch andere Kampagnen glaubhaft nach außen tragen. In der Lokalzeitung inserieren mit einem Statement für die Demokratie, sich gemeinsamen Kampagnen mit anderen anschließen, zum Beispiel Apotheker*innen gegen rechts, #zusammenland, #LiveGegenRechts, die eigene Haltung auf der Unternehmenshomepage veröffentlichen wie die Leibniz Gemeinschaft oder Social-Media-Posts weiterer Meinungsführer*innen im Unternehmen. Nutzt außerdem (Werbe-)kampagnen für klare Bekenntnisse gegen Rechts – inspirierende Beispiele gibt es mittlerweile so viele!

 
9. Nutzt den Diversity Tag 2024

Am 28. Mai ist Diversity Tag – nicht einmal zwei Wochen vor der Europawahl am 09.06.2024. Das ist DER wichtige Termin noch vor den sächsischen, thüringischen und brandenburgischen Landtagswahlen im Herbst, und es ist davon auszugehen, dass vielen die Bedeutsamkeit dieser Wahl nicht klar ist.

Dabei geht es um so viel! Eine Studie der Denkfabrik „European Council on Foreign Relations“ (ECFR) prognostiziert auf Basis einer statistischen Analyse von Meinungsumfragen aus allen 27 EU-Staaten Zugewinne für Ultrarechte im EU-Parlament – konkret 40 Sitze mehr. Mit diesem Mandatszuwachs wäre eine „Koalition der ‚populistischen Rechten‘“ gemeinsam mit Christdemokrat*innen und bisher Fraktionslosen möglich mit dem Potenzial zur absoluten Mehrheit. Sie würden sich den Klimaschutzbestrebungen entgegenstellen, die EU in eine Festung verwandeln, die Nähe zu Russland verstärken und die Bindung zum Westen schwächen oder sogar aufheben.

Man muss nicht lange nachdenken um zu erkennen, dass damit auch das Fundament für Diversity wanken würde, selbst wenn sich AfD-Mehrheiten in Deutschland verhindern ließen. Stellt den DiversityTag 2024 daher unter das Motto „Diversity braucht Demokratie“ und nutzt alle Ressourcen, die Euch dafür zur Verfügung stehen, um aufzuklären, weshalb die Europawahlen genauso wichtig sind wie Landtags- oder Bundestagswahlen. Zeigt auf, was auf dem Spiel steht, werdet plakativ. Zitiert Höcke und seine Haltung zur EU. Auf dem AfD-Europaparteitag im Juni 2023 sagte er: „Diese EU muss sterben, damit Europa leben kann“ - um sie dann auseinanderzunehmen. Der „Umbau der EU“ ist ein vorgeschobenes AfD-Argument, um die eigene Radikalität zu verschleiern. Denn: "Den Austritt hat die Partei als Ziel aber beibehalten, falls sich – was absehbar ist – dieser Umbau der EU nicht bewerkstelligen lässt.“

Macht unmissverständlich klar, weshalb jede Stimme auch bei der Europawahl zählt:

„Das Europa, für das die AfD kämpft, wäre eine humanitäre, kulturelle und auch wirtschaftliche Katastrophe. Die EU hat viele Fehler. Doch was die AfD will, würde den Rückbau ihrer gesammelten Errungenschaften bedeuten.“

Nutzt die Aufmerksamkeit, die Ihr durch die Aktivitäten rund um den Diversity Tag bekommen könnt. Verteilt kleine Save-the-Date- Flyer, ermutigt Eure Kolleg*innen dazu, im Sinne einer Schneeballwirkung in ihren Familien- und Freundeskreisen für diese Wahl zu werben, stattet sie mit Materialien und Argumenten aus und sensibilisiert dafür, was Nichtwählen anrichten kann.

 
10. Macht Engagement leicht

Machen wir uns nichts vor: Wir alle haben oft viel zu viel zu tun, so dass proaktives Engagement und Gesicht zeigen immer wieder im Alltag untergehen, weil schlichtweg die Zeit dafür fehlt. Deswegen braucht es Menschen, wie Euch, liebe Diversity Manager*innen, die zusammen mit ihren Unterstützer*innen und Netzwerken die Voraussetzungen dafür schaffen, dass Bekenntnisse gegen Rechtsextremismus und zumindest kleine aber wirksame Aktivitäten trotzdem einigermaßen leicht und ohne großen Aufwand möglich werden. Versteht Euch hier wirklich als Dienstleistende:

  • Erarbeitet mit Eurer Kommunikationsabteilung Kacheln, Banner, Profilsymbole für Social Media, die Eure Mitarbeitenden benutzen können und kommuniziert Hashtags für Fotos von der Demoteilnahme (z. B. #TeamDemokratieUnternehmensname)
  • Stellt Vorlagen für Demoplakate, die sich für den Schutz der Demokratie aussprechen, zur Verfügung oder, wenn Ihr gar keine Ressourcen habt, verlinkt z. B. auf typographicdesign.de/product/font-fckafd-icon-font/
  • Informiert darüber, wie man einer demokratischen Partei beitreten kann
  • Teilt Petitionen wie z. B. die WeAct-Petition zur Grundrechtsverwirkung für Höcke, die Sperrung der AfD-Konten auf TikTok, den offenen Brief von brandnewbundestag an PayPal oder leitet sie über einen Mail-Verteiler an Interessierte weiter
  • Etabliert einen „Diversity-braucht-Demokratie-Newsletter“, über den ihr regelmäßig relevante Infos versendet
  • Veröffentlicht lokale Demotermine im Intranet, bietet Euch als zentrale Stelle an, um Fahrgemeinschaften zu bilden oder Mitarbeitendengruppen zu koordinieren, die gemeinsam hingehen möchten – viele fühlen sich auch in der Gruppe sicherer und gehen nur deswegen nicht auf Demos, weil sie keine Begleitung haben
  • Startet eine Mini-Serie über Social Media, wie man sich auch mit wenig Zeitaufwand für die Demokratie einsetzen kann, beispielsweise indem man Sticker mit rechten Parolen nicht am Laternenpfahl kleben lässt
  • Stellt Mail- oder Briefvorlagen zur Verfügung, die Mitarbeitende an Abgeordnete schicken können, beispielsweise um deutlich zu machen, dass man mit bestimmten Positionen nicht einverstanden ist oder um Fragen zu stellen wie „Wo sehen Sie Ihre Rolle in der Bekämpfung von antidemokratischen Strömungen und Radikalisierung?“

 
11. Unterstützt lokale Initiativen

Manches Engagement scheitert nicht so sehr an Zeitmangel, sondern eher an finanziellen Ressourcen. Demos zu organisieren kostet Geld und braucht auch materiellen Support sowie Know-How. Viele Unternehmen aus der Event-Branche haben sich der Initiative #LiveGegenRechts angeschlossen und einige unterstützen auch aktiv die Durchführung von Veranstaltungen. Aber auch große Unternehmen aus anderen Branchen könnten hier etwas beitragen, wenn sie Mitarbeitenden aus dem Eventmanagement bezahlte Freistellungen gewähren, um lokale Initiativen mit Know-how, Kontakten und evtl. auch Equipment zu unterstützen. Als Diversity Manager*innen könnt Ihr ausloten, was möglich ist, inspirieren und vernetzen.

Besonders wichtig ist das in kleinen Städten und Dörfern. Wir wissen einerseits, dass Proteste besonders wirken, wenn sie im ländlichen Raum stattfinden. Gerade dort gibt es jedoch oft großen Gegenwind. Pia Lamberty schreibt dazu auf ihrem Instagram-Account: „Wenn man Rechtsextremismus eindämmen will, sollte man dringend die Leute vor Ort stärken, die sich für den Erhalt der Demokratie einsetzen – teilweise ohne jegliche Finanzierung und dafür mit der Gefahr, bedroht zu werden.“ Also: #SupportYourLocalHinterland.

 
12. Werbt für die Unterstützung demokratiefördernder Strukturen

Eigentlich ist die Demokratie darauf ausgelegt, sich selbst schützen zu können, indem beispielsweise zivilgesellschaftliches Engagement und Projekte zur politischen Bildung auch finanziell unterstützt werden. Aus diesem Grund soll das Demokratiefördergesetz über häufig nur zeitlich begrenzte Projekte hinaus eine größere Planungssicherheit, weniger Bürokratie und langfristige Perspektiven für Projektträger*innen ermöglichen. Aktuell liegt das Gesetz jedoch auf Eis – weil es von Union, AfD und FDP kritisiert wird. Angesichts des Zeitdrucks aufgrund der wachsenden Bedrohung von Rechts, weil kleine Initiativen oder freie journalistische Strukturen eventuell gar keine Kapazitäten haben, um Förderung zu beantragen oder eben auch unabhängig bleiben wollen und weil gerade diese Initiativen auch immer wieder hohe Gerichtskosten zu tragen haben, wenn sie von rechten Akteur*innen verklagt oder behindert werden, braucht es auch finanzielle Unterstützung von anderer Stelle.  
Informiert über Spendenmöglichkeiten in Eurem Newsletter, im Intranet oder verbindet Veranstaltungen im Unternehmen mit eigenen Spendensammelaktionen.
Hier eine erste Liste an möglichen Initiativen, die wir gerne noch um Eure Hinweise ergänzen:


Zu TEIL II mit den Punkten 13-22 gelangt Ihr hier.