Diwali
Wenn sich ganze Städte in Licht hüllen

Ende Oktober. Während sich hierzulande viele schon innerlich auf Glühwein und Tannenzapfen einstellen oder sich noch trotzig am letzten goldenen Herbstblatt festklammern, wird andernorts schon gefeiert – aber ganz ohne Lametta. In indischen Communities beginnt an diesem Tag nämlich das, was wohl am ehesten als Silvester, Weihnachten und Frühjahrsputz in einem beschrieben werden kann: Diwali, das Fest des Lichts.
Das indische Lichterfest: Bedeutung, Ablauf & Traditionen
Diwali, auch als Deepavali bekannt, ist das bekannteste und wichtigste Lichterfest Indiens. Millionen Menschen weltweit feiern Diwali, schmücken ganze Städte und Häuser mit Lichtern und farbenfrohen Dekorationen und genießen traditionelle indische Süßigkeiten. Aber was ist Diwali eigentlich? Wann wird es gefeiert? Was bedeuten die einzelnen Tage und welche Bräuche gibt es? Hier findest du die wichtigsten Informationen und Hintergründe.
Wann wird Diwali gefeiert?
Diwali findet jedes Jahr zwischen Oktober und November statt. Das genaue Datum hängt vom hinduistischen Mondkalender ab und variiert von Jahr zu Jahr. Während sich hierzulande viele schon innerlich auf Glühwein und Tannenzapfen einstellen oder sich noch trotzig am letzten goldenen Herbstblatt festklammern, wird in indischen Communities das Fest des Lichts gefeiert. Diwali markiert das indische Neujahrsfest für viele Menschen und gilt als Gelegenheit für einen Neubeginn sowie für Reinigung, Freigiebigkeit und Versöhnung.
Warum wird Diwali gefeiert?
Der Name Diwali bedeutet so viel wie „Reihe von Lichtern“. Das Fest hat eine tiefe religiöse Bedeutung für Hindus, Jains, Sikhs und einige Buddhisten. Im Kern symbolisiert Diwali den Sieg des Lichts über die Dunkelheit und des Guten über das Böse. In Nordindien wird Diwali mit der Rückkehr von Gott Rama nach 14 Jahren Exil gefeiert – zusammen mit seiner Frau Sita, nachdem er den Dämonenkönig Ravana besiegt hatte. Ravanas größte Schwäche war sein Hochmut: Er hatte von Brahma den Schutz vor Göttern und Dämonen erhalten, aber vergessen, sich auch vor Menschen zu schützen. So konnte Rama ihn schließlich besiegen und Sita befreien. Im Süden Indiens steht der Sieg Krishnas im Mittelpunkt, der das Böse in Gestalt von Narakaasura tötet und so sechzehntausend Frauen aus der Gefangenschaft befreit. Im Bundesstaat Gujarat wiederum wird Lakshmi gedacht, der Göttin des inneren und äußeren Reichtums.
Ablauf und Bedeutung der fünf Tage von Diwali
Dhanteres - Putzen und Süßkram für das Glück
Der erste Tag, Dhanteras, markiert den offiziellen Beginn von Diwali. An diesem Tag kaufen die Menschen traditionell neue Gegenstände wie Geschirr, Schmuck oder Gold, um Glück und Wohlstand für das kommende Jahr einzuladen. Viele nutzen den Tag, um ihre Häuser zu putzen und zu dekorieren, sodass alles sauber und einladend für das Fest vorbereitet ist. Denn zu Diwali laden die Menschen Lakshmi, die Göttin für Glück, Schönheit, Gesundheit und Wohlstand, in ihr Zuhause ein – in der Hoffnung auf Segen und Fülle. Vor ihrem Besuch wird gründlich aufgeräumt, bis selbst Marie Kondo vor Rührung gerührt wäre. Sauberkeit gilt als Voraussetzung für göttlichen Besuch, ebenso wie Licht: Bunte Lichterketten, Kerzen und Diyas weisen Lakshmi den Weg. Wer Glück sucht, muss schließlich sichtbar sein.
Naraka Chaturdashi - Rama kehrt heim
Der zweite Tag von Diwali heißt Naraka Chaturdashi, auch „Choti Diwali“ genannt, und steht für den Sieg des Guten über das Böse, des Lichts über die Dunkelheit. In Nordindien wird an Diwali die Rückkehr von Gott Rama, eine Inkarnation des Gottes Vishnu in Menschengestalt, gefeiert. Er kehrte nach 14 Jahren im Exil in seine Heimatstadt Ayodhya zurück – zusammen mit seiner Frau Sita, die zuvor vom Dämonenkönig Ravana entführt worden war. Ravanas größte Schwäche war sein Hochmut: Er hatte von Brahma den Schutz vor Göttern und Dämonen erhalten, aber vergessen, sich auch vor Menschen zu schützen. So konnte Rama ihn schließlich besiegen und Sita befreien. Es ist üblich, Vergebung zu üben, Bedürftigen zu helfen und Großzügigkeit zu zeigen. Diwali steht für Offenheit, Gastfreundschaft und das Teilen von Glück und Süßigkeiten wie Laddus. Daher sitzen an Diwali auch Nachbar*innen, Schulfreund*innen oder Kolleg*innen mit am Tisch, egal ob sie selbst Diwali feiern oder nicht.
Und weil Gastfreundschaft ein zentraler Wert ist, sitzen an Diwali auch Nachbar*innen, Schulfreund*innen oder Kolleg*innen mit am Tisch, egal ob sie selbst Diwali feiern oder nicht. Die Lichter leuchten für alle. Diwali ist gelebte Offenheit. Vielleicht auch, weil Glück sich bekanntlich verdoppelt, wenn man es teilt und Laddus ebenfalls besser schmecken, wenn man sie nicht alleine essen muss.
Lakshmi Puja - Alle sind willkommen
Der dritte Tag ist der der Höhepunkt des ganzen Festes. Durch das Anzünden zahlreicher Öllampen, den Diyas, wird das Zuhause mit Licht erfüllt. Vor den Eingängen gestaltet man bunte Rangoli-Muster aus gefärbtem Reis, Sand, Mehl oder Blüten, die Freude und Wohlstand symbolisieren. Es wird gebetet, gesungen und getanzt. Auf den mit Blumen, Kerzen, Räucherstäbchen und Lakshmi-Statuen geschmücktem Schrein werden Gelbeutel gelegt, um im nächsten Jahr von Wohlstand gesegnet zu sein. Auch kulinarisch wird aufgetischt: Samosas, Pakoras, Laddus und viele andere Leckereien. Familien und Freunde rücken an, Geschenke werden ausgetauscht und endlose Berge an Süßigkeiten vernascht. Spätestens wenn das Feuerwerk beginnt, das die Nacht in ein Farbenmeer taucht, ist klar: Das Licht hat gesiegt.
Wenn Städte leuchten und Herzen gleich mit
Der dritte Tag und damit der Höhepunkt des ganzen Festes ist Lakshmi Puja. Durch das Anzünden zahlreicher Diyas und Lampen wird das Zuhause mit Licht erfüllt, um die Göttin Lakshmi willkommen zu heißen. Vor den Eingängen gestaltet man bunte Rangoli-Muster, die Freude und Wohlstand symbolisieren. Es wird gebetet, gesungen, getanzt, gesegnet. Alle tragen dazu goldbestickte Saris und funkelnde Kurta-Pyjamas. Auf den mit Blumen, Kerzen, Räucherstäbchen und Lakshmi-Statuen geschmücktem Schrein wird der Gelbeutel gelegt, um im nächsten Jahr von Wohlstand gesegnet zu sein.
Auch kulinarisch wird aufgetischt: Samosas, Pakoras, Laddus und viele andere Leckereien. Ganze Familien rücken an, Geschenkboxen mir Goldfolienkarton mit Bildern der Göttin Lakshmi werden ausgetauscht und endlose Berge an Süßigkeiten vernascht.
Spätestens wenn das Feuerwerk beginnt, das die Nacht in ein Farbenmeer taucht, ist klar: Das Licht hat gesiegt. Die Straßen funkeln, die Häuser glühen und die Kinder dürfen heute ausnahmsweise so lange aufbleiben, bis auch die letzte Wunderkerze verglüht ist.
Padwa - Göttliche Wunder
Am vierten Tag folgt Padwa, der je nach Region unterschiedliche Schwerpunkte hat. In Nordindien wird der Tag als Govardhan Puja gefeiert, die an die wundersame Tat Krishnas erinnert, der einen Berg anhob, um die Menschen vor einer schweren Überschwemmung zu schützen. In anderen Regionen heißt dieser Tag Bali Pratipada und ist der Verehrung des mythischen Königs Bali sowie der Ehefrauen und Ehemänner gewidmet. Traditionell wird ein großes gemeinsames Mahl zubereitet.
Bhai Dooj - Geschwisterliebe
Der fünfte und letzte Tag von Diwali ist Bhai Dooj, ein Fest, das die Geschwisterliebe ehrt. An diesem Tag laden Schwestern ihre Brüder ein, segnen sie mit einem farbigen Tika auf der Stirn und schenken ihnen Süßigkeiten. Die Brüder versprechen im Gegenzug Schutz und Fürsorge. Es ist eine herzliche Familienfeier, die die Bande zwischen Geschwistern stärkt und das Fest mit liebevollen Ritualen abschließt.
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Quellen zum Artikel und mehr zum Thema unter:
https://www.br.de/interkulturell/interkultureller-kalender-diwali-lichterfest-100.html
https://www.ardmediathek.de/video/schmecksplosion/tanvir-und-adrian-feiern-diwali/swr/Y3JpZDovL3N3ci5kZS9hZXgvbzIxOTYzNTI?isChildContent
https://www.taj-reisen.de/reiseblog/diwali-das-lichterfest-in-indien/
https://www.deutschlandfunkkultur.de/das-hinduistische-lichterfest-diwali-ist-ein-bisschen-wie-100.html