Obon – Die Toten feiern
Für Japaner*innen steht nicht Trauer, sondern Gemeinschaft im Zentrum des Gedenkens
Vom 13. bis 15. August findet in Japan wieder das Obon-Fest statt. Dieses Gedenkfest mit buddhistischem Ursprung ist nach dem Neujahrsfest der zweitwichtigste Feiertag im Land und unterscheidet sich maßgeblich von christlich-europäischen Trauerfeiern. Nach dem zugrunde liegenden buddhistischen Glauben kehren die Geister einmal jährlich aus dem Jenseits zurück, um die Lebenden zu besuchen. Das ist die Zeit für alle Menschen, sich ihrer Vorfahren zu besinnen und zur Errettung ihrer Seelen beizutragen. Viele Japaner*innen fahren für die Obon-Tage aus den Städten zurück zu ihren Verwandten auf dem Land und pflegen dort gemeinsam die traditionellen Bräuche, um die Erinnerung an die Ahnen zu wahren. So werden beispielsweise der Hausaltar („Butsadan“) und die Gräber der Verstorbenen mit Weihrauch, Blumen und bunten Früchten geschmückt. Die Lebenden verpflegen die Ahnen während ihres Besuchs zudem mit Obst, Gemüse und Reiswein auf dem Alter. Da Obon eigentlich ein buddhistisches Fest ist, stellen manche Familien für die Feierlichkeiten neben dem üblichen Shinto-Hausaltar noch einen weiteren, buddhistischen Altar auf. Religionen existieren in Japan oft harmonisch miteinander.
Außerdem hinaus finden lokale und regionale Festivals statt, bei denen traditionelle Tänze („Bon Odori“) eine feste Komponente bilden. „Yugara-Bäume“, die extra für die Festtage errichtet werden, dienen den Sänger*innen und Musiker*innen dabei als Bühne, um herum die Besucher*innen in Sommerkimonos („Yukata“) tanzen. Besonders ist die mitreißende Atmosphäre des Tanzes und auch Touristen werden zum Mitmachen animiert, da Bon Odori nicht schwierig zu lernen ist.
Mit schwimmenden Laternen auf Flüssen und Seen endet das Ahnenfest. Sie sollen den Seelen der Verstorbenen als Wegweiser auf der Rückreise in die Geisterwelt dienen. Feuer spielt beim Obon-Fest insgesamt eine wichtige Rolle: Zu Beginn werden die Toten mit Feuern begrüßt und nach drei Tagen leuchten Feuer ihnen wiederum den Weg zurück ins Jenseits. Das größte Feuer dieser Art wird in Kyoto entzündet und zeigt das Zeichen „dai“ (groß). All diese Riten sollen zur Erneuerung der Seele beitragen und zeugen von einem feierlichen Umgang mit dem Tod, wie wir ihn in Westeuropa kaum kennen. Ähnlich fröhliche Feste finden jedoch auch in China als „Geisterfest“ und Mexiko als „Dia do Los Muertos“ statt.
Da sich Obon nach dem Mondkalender richtet, wird es in manchen Regionen, vor allem in Kanto und Tohoku, bereits Mitte Juli, in den westlichen Teilen Japans jedoch erst Mitte August gefeiert.
Quellen bzw. mehr dazu unter:
https://www.br.de/interkulturell/interkultureller-kalender-ahnenfest-japan100.html
http://www.interkulturelles-miteinander.de/initiative/feste/japan-obonfest.html
https://www.japan-guide.com/e/e2286.html