Internationaler Tag der Demokratie
Demokratie ist die Grundlage für Freiheit, Gleichheit und Teilhabe

Demokratie hat viele Gesichter – und mindestens ebenso viele Herausforderungen. Umso wichtiger, dass es einen Tag gibt, der sie in den Mittelpunkt rückt: als Idee, als gesellschaftliche Praxis, als tägliche Aufgabe. Der Internationale Tag der Demokratie am 15. September, von den Vereinten Nationen im Jahr 2007 ins Leben gerufen, ist genau das: ein Gedenk- und Aktionstag, der weltweit daran erinnert, wie wertvoll und wie verletzlich demokratische Grundwerte sind. In Deutschland steht das Datum inzwischen auf dem Kalender vieler politischer Bildungseinrichtungen, NGOs und Unternehmen.
Wie steht es um die Demokratie weltweit?
Der V-Dem Democracy Report 2025 zeigt, dass der weltweite Trend zur Autokratisierung weiterhin anhält und sich im vergangenen Jahr sogar noch verschärft hat. Zum ersten Mal seit über zwanzig Jahren sind Autokratien in der Mehrheit: 91 Staaten gelten mittlerweile als autokratisch, darunter 56 Wahlautokratien und 35 geschlossene Autokratien. Dem stehen nur noch 88 Demokratien gegenüber, von denen lediglich 29 als liberale Demokratien eingestuft werden. Das Niveau der liberalen Demokratie ist damit auf den Stand von 2009 zurückgefallen. Die Autokratisierungswelle erfasst weiterhin zahlreiche Länder: 45 Staaten befinden sich aktuell in einer Phase des Demokratieabbaus, während sich nur 19 Länder in einer Phase der Demokratisierung befinden.
Auch die Grundrechte geraten immer stärker unter Druck: Die Meinungsfreiheit hat sich so stark verschlechtert wie nie zuvor, in 44 Ländern wurde ein Rückgang festgestellt. Regional ist vor allem in Westasien, Nordafrika und Südostasien ein deutlicher Anstieg geschlossener Autokratien zu beobachten. In Europa und Zentralasien ist gleichzeitig ein schneller Rückgang liberaler Demokratien zu verzeichnen, wobei die Zahl der Wahldemokratien leicht zunimmt.
Warum braucht Demokratie einen eigenen Tag?
Wir sehen also: Demokratie ist kein Selbstläufer und kein Zustand, den man einmal erreicht und dann einfach verwalten kann. Im Gegenteil, selbst in etablierten Demokratien geraten grundlegende Prinzipien wie Rechtsstaatlichkeit, Gewaltenteilung oder Pressefreiheit immer wieder ins Wanken, etwa durch gesellschaftliche Polarisierung, gezielte Desinformation oder antidemokratische Strömungen, die zunehmend anschlussfähig wirken. Demokratie muss also auch dort verteidigt werden, wo sie längst verankert scheint. Ihr Fortbestand ist keineswegs selbstverständlich, viele demokratische Systeme sind historisch wieder gescheitert. Deshalb darf die Demokratie nach ihrer Etablierung nicht stillstehen. Sie ist ein dynamisches System, das sich ständig weiterentwickeln muss, gerade in einer Welt, die sich permanent verändert.
Und auch Diversity wird dabei immer wieder zur Projektionsfläche. Wenn etwa queere Lebensweisen in Frage gestellt, Religionsgemeinschaften stigmatisiert oder Migrant*innen pauschal verdächtigt werden, ist das mehr als Diskursverschiebung, es ist ein Angriff auf die demokratische Idee selbst. Denn Demokratie bedeutet eben nicht nur freie Wahlen oder Gewaltenteilung, sondern auch Schutz von Minderheiten, faire Teilhabe und Anerkennung gesellschaftlicher Pluralität.
Zugegeben: Die Lage ist ernst. In Europa wachsen Zweifel an der Handlungsfähigkeit von Parlamenten, an der Unabhängigkeit von Medien, an der Integrität politischer Entscheidungen. Gleichzeitig aber erleben wir, zumindest punktuell, eine neue Welle des demokratischen Engagements wie etwa Menschen, die gegen Rechtsextremismus auf die Straße gehen und Communities, die sich für soziale Gerechtigkeit einsetzen.
Wie wird der Internationale Tag der Demokratie begangen?
Als die UN-Generalversammlung 2007 beschloss, den 15. September fortan dem Thema Demokratie zu widmen, war das mehr als eine wohlmeinende Geste. Es war eine Aufforderung, diesen Tag aktiv zu nutzen zur Stärkung demokratischer Strukturen, zur Förderung politischer Bildung und zur Verteidigung freiheitlicher Werte.
Rund um den 15. September finden weltweit Aktivitäten statt: Planspiele, bei denen Schüler*innen in die Rolle von Abgeordneten schlüpfen, Social-Media-Kampagnen zu Desinformation, Ausstellungen zur Geschichte des Wahlrechts, Demokratiewerkstätte, Diskussionsrunden, Kampagnen, Schulprojekten, künstlerischen Aktionen und vieles mehr.
Demokratie braucht uns alle
Der Internationale Tag der Demokratie ist so etwas wie ein Jahrestag der Verantwortung. Er erinnert uns daran, dass demokratische Systeme nicht durch Mehrheiten allein bestehen, sondern durch Haltungen: Offenheit, Kritikfähigkeit, Solidarität, Konfliktbereitschaft – und ja, manchmal auch Geduld.
Denn wenn wir ehrlich sind: Demokratie ist unbequem. Aber sie ist auch lernfähig, entwicklungsbereit und offen für alle, die mitgestalten wollen. Demokratie ist nicht perfekt. Aber sie gehört allen.
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Quellen zum Artikel und mehr zum Thema unter:
Tag der Demokratie - Politische Bildung - Konrad-Adenauer-Stiftung
Internationaler Tag der Demokratie - DeGeDe
15. September: Tag der Demokratie | Hintergrund aktuell | bpb.de
Democracy Reports – V-Dem