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Sukkot

Das jüdische Laubhüttenfest

Ein Haus ohne festes Dach. Eine Hütte aus Palmzweigen, durch die der Wind weht. Sterne, die durch das Laub schimmern. Und mittendrin: Menschen, die singen, essen, lachen und sich erinnern. Sukkot ist ein jüdisches Fest, das hinausführt aus dem Alltag, aus festen Strukturen, hinein in die Natur, die Geschichte und das gemeinsame Erleben. Eine Woche lang verlassen Jüdinnen und Juden ihr Zuhause – zumindest symbolisch – und ziehen in selbstgebaute Laubhütten.
Aber was tun sie das? Warum werden Hütten gebaut? Was hat es mit Zitronen auf sich? 


Was ist Sukkot?

Sukkot (= „Hütten“) ist ein siebentägiges jüdisches Freudenfest. Es erinnert an den Auszug der Israelit*innen aus der Sklaverei in Ägypten, bei dem sie während ihrer Wanderung durch die Wüste in provisorischen Laubhütten lebten – notdürftig, ungeschützt, aber frei.

Viele Jüdinnen und Juden bauen zu Sukkot eine solche Laubhütte selbst nach. Sie hat keine festen Wände, kein geschlossenes Dach. Wichtig ist, dass man den Himmel und die Sterne sehen kann. Denn damit wird sichtbar gemacht: Gottes Schutz trägt mehr als jedes Haus aus Stein.


Wann wird Sukkot gefeiert?

Sukkot beginnt jedes Jahr am 15. Tag des Monats Tischri – meist im September oder Oktober – und dauert sieben Tage. Es folgt ein fröhliches, lebensbejahendes Fest, das mit Musik, Essen und Geselligkeit gefeiert wird.


Die Sukka – ein Wohnzimmer im Freien

In den Tagen vor dem Fest beginnt der Bau: Äste, Palmwedel, Holzlatten, Planen, Strohmatten – alles erlaubt, solange das Dach nicht komplett dicht ist. Die Sukka steht im Garten, auf dem Balkon, auf dem Gehweg oder da wo eben Platz ist.

Familien schmücken die Sukka mit Obst, Gemüse, Girlanden, Zeichnungen oder Symbolen. Während der sieben Tage verlagert sich das jüdische Leben in diese Hütte: Es wird darin gegessen, gesungen, gebetet und gefeiert.


Gäste und Gastfreundschaft: Die Bedeutung der Ushpizin

Jede Nacht wird ein besonderer symbolischer Gast eingeladen: Abraham, Isaak, Jakob, Mose, Aaron, Josef und David. Diese „Ushpizin“ repräsentieren die Wurzeln des Judentums und geistige Vorbilder. Die Sukka ist außerdem offen für Freund*innen, Nachbar*innen und Besucher*innen.


Sukkot als Erntedankfest

Neben der Erinnerung an den Exodus ist Sukkot auch ein biblisches Erntedankfest, beschrieben im 2. Buch Mose als „Fest des Einsammelns“. Es markiert das Ende der Herbsternte und den Beginn der Aussaat.

In Israel und anderen trockenen Regionen ist Sukkot eng mit dem Gebet um die angemessene Menge an Regen verbunden. Regen in der richtigen Menge bedeutet Leben, Nahrung, Zukunft. Zu viel oder zu wenig bedeutet Dürre, Hunger, Not.


Was ist der Lulav?

Ein zentrales Ritual ist das tägliche Schütteln des Lulav, eines Bündels aus vier Pflanzenarten:

  • Palmzweig (Dattelpalme)
  • Drei Myrtenzweige
  • Zwei Bachweidenzweige
  • Etrog – die „Frucht des Prachtbaums“ – eine alte, dickschalige Zitrusfrucht, auch „Zitronatzitrone“ genannt

Dieser Strauß wird zusammengebunden und nach Osten, Süden, Westen, Norden, oben und unten geschüttelt – eine Bewegung, die Himmel und Erde einbezieht. Sie gilt als Gebet für Regen, aber auch als Verbindung aller Völker.


Was bedeuten die Pflanzenarten des Lulav?

Die vier Pflanzen stehen symbolisch für verschiedene menschliche Eigenschaften. Je nach Auslegung gibt es verschiedene Deutungen:
Deutung 1 – Körperteile:

  • Etrog = Herz (Güte, Verbindung von Denken und Fühlen)
  • Palmzweig = Rückgrat (Geradlinigkeit, Aufrichtigkeit)
  • Weidenzweige = Mund (gesprochenes Wort, Verantwortung in Sprache)
  • Myrte = Auge (Blick fürs Gute, Frieden)

Deutung 2 – Duft und Geschmack:

  • Etrog hat beides – steht für den idealen Menschen: wissend & handelnd
  • Myrte duftet, aber schmeckt nicht – steht für Lernende ohne Werke
  • Dattelpalme schmeckt, aber duftet nicht – steht für Wohltäter ohne Gelehrsamkeit
  • Weide hat weder Geschmack noch Duft – steht für jene ohne Wissen und Werke

Erst alle zusammen machen den Lulav vollständig. Sukkot lehrt so: Eine Gesellschaft ist nur dann ganz, wenn alle dazugehören, auch die Stillen, die Lernenden, die Unscheinbaren. Ein starkes Bild für Diversität und Zusammenhalt.


Wie wird Sukkot heute gefeiert?

Es ist ein Fest der Erinnerung aber auch des sozialen Miteinanders. Ein Fest über Verwurzelung, Veränderung und Vertrauen. Über das Leben im Übergang. Es fragt: Was schützt uns? Was brauchen wir wirklich? Und wie können wir einander Halt geben – ohne feste Wände?

 

 


 

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Quellen zum Artikel und mehr zum Thema unter:

www.religionen-entdecken.de/lexikon/s/sukkot
www.br.de/nachrichten/kultur/juedisches-fest-sukkot-erntedank-und-freudenfest,URHJ1yH
www.deutschlandfunkkultur.de/sukkot-juedisches-fest-laubhuettenfest-100.html